Ankunft eines Sonderzugs für ausländische Arbeiter am 17.12.1966 in Hohenlimburg. Digitale Kopie vom Originalpapierabzug. (c) Stadtarchiv Hagen


Im Jungen Museum:

Onkel Hasan und die Generation der Enkel
30. September 2016 bis 29. Januar 2017

Zwei Blickrichtungen werden zueinander in Beziehung gesetzt: Auf die Arbeitsmigranten der 1. Generation und auf die Enkelgeneration, die in Deutschland aufgewachsen ist. Zwei Teilausstellungen nehmen jeweils eine Blickrichtung auf: Onkel Hasan, angeworben 1964 und Die Generation der Enkel, aufgewachsen in Dortmund. Die ganze Ausstellung mit ihren zwei mal zehn Stationen macht deutlich: Migration hat viele Gesichter und sie geht weiter. Und: Die meisten, die oder deren Familien nach Dortmund oder Hagen gekommen sind, haben heute hier ihren Lebensmittelpunkt.
Jede Station erzählt Geschichten, zeigt Hintergründe und gibt Hinweise und Kommentare zum Weiterdenken. Die beiden Teile der Ausstellung gehören eng zusammen und zeichnen zugleich ein Bild wie Dortmund und Hagen zu Einwanderungsstädten geworden sind.
Beide Ausstellungsteile werden im Osthaus Museum Hagen präsentiert.

Der Eintritt zur Ausstellung "Onkel Hasan und die Generation der Enkel" im Jungen Museum ist frei.

Eine Sonderausgabe des "Echo der Vielfalt" ist als Begleitheft zur Ausstellung im Museum erhältlich.

Die Ausstellung wird von unterschiedlichen Veranstaltungen begleitet.
Für Schulklassen gibt es ein museumspädagogisches Programm.


Lesung und Publikumsgespräch mit Hatice Akyün: „Verfluchte anatolische Bergziegenkacke?“

Am Dienstag, 11. Oktober 2016, ab 19.30 Uhr liest Hatice Akyün aus ihrem aktuellen Buch „Verfluchte anatolische Bergziegenkacke“. Die Lesung findet begleitend zur Ausstellung „Onkel Hasan und die Generation der Enkel“ im Jungen Museum des Osthaus Museums statt.

Hatice Akyün lernte Deutsch mit Grimms Märchen und sagt von sich, dass ihr Herz deutsch und ihre Seele türkisch sei. Hatice Akyün ist Türkin und Deutsche, Muslima und Mutter einer Tochter, nicht zwangsverheiratet und keine Kopftuchträgerin. In ihrer deutschen Heimat passieren seltsame, unverständliche, kaum nachvollziehbare und völlig unsinnige Dinge, und manchmal kann sie sich nur mit einem kräftigen Fluch helfen: Verfluchte anatolische Bergziegenkacke. Wobei, in der Türkei ist ein solcher Fluch völlig un-bekannt. Doch in der Regel versucht Hatice Akyün, den Dingen auf den Grund zu gehen, die Logik oder den Unsinn hinter dem bunten Treiben zu erkennen. Mit Ironie und Humor setzt sie sich mit dem Alltag ihrer Mitmenschen mit und ohne Migrationshintergrund auseinander.
1969 in Akpinar in Anatolien geboren, kommt Hatice Akyün mit drei Jahren nach Duisburg. Ihre Texte rund um das Thema Integration fangen die Lebensrealität einer ganzen Generation von „Gastarbeiterkindern“ ein. Als Buchautorin veröffentlichte sie u.a. den Roman „Einmal Hans mit scharfer Soße“, der auch für das Kino verfilmt wurde. Für ihre schriftstellerischen und journalistischen Beiträge zur Debatte um Einwanderung und In-tegration und ihr Engagement für ein demokratisches Miteinander erhielt sie den Berliner Integrationspreis. Für ihre Kolumne „Meine Heimat“ im Tagesspiegel erhielt sie den Son-derpreis für Toleranz und Integration der „Initiative Hauptstadt Berlin“.



Vortrag von Dietmar Osses: Davongekommene und Dazugekommene. Migration, Integration und Zusammenleben


Am Mittwoch, 19. Oktober 2016, hält der Historiker Dietmar Osses ab 18.00 Uhr einen Vortrag im Auditorium des Emil Schumacher Museums. Die Veranstaltung ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Onkel Hasan und die Generation der Enkel“ im Jungen Museum des Osthaus Museums, der Eintritt ist frei.

Vor einem Jahr erreichte die Flüchtlingskrise in Europa ihren vorläufigen Höhepunkt. Mit der kurzfristigen Öffnung der Grenzen kam gut eine Million Menschen nach Deutschland. Seitdem bestimmen die Fragen nach Versorgung, Integration und Auswirkung der Migration auf die Gesellschaft die Politik und den Alltag.
Die Migration, auch von großen Mengen von Menschen, ist jedoch kein akuter Einzelfall, sondern die Normalität in der Geschichte. Vor wenigen Jahrzehnten kamen Millionen von Menschen als Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten nach Deutschland. Gleichzeitig befanden sich noch immer Millionen von Menschen in Deutschland, die während des Kriegs als Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter verschleppt worden waren und nun nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten.
In den von Zerstörung geprägten Städten Westfalens und des Ruhrgebiets suchten sie alle nach Sicherheit, Unterkunft und Arbeit. In den Zeiten des Wirtschaftswachstums und Wohlstands warb die Bundesrepublik dann Millionen von Arbeitern nach Deutschland an. Wie gestaltete sich das Zusammenleben der Menschen in den Zeiten von Not und Wohlstand in Deutschland? Der Vortrag gibt anhand ausgewählter Beispiele aus Westfalen Eindrücke aus dem Zuwanderungsland Deutschland seit 1945.

Dietmar Osses ist Leiter des LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur und Sprecher des Arbeitskreises Migration im Deutschen Museumsbund. Im Mittelpunkt seiner Ausstellungen und Veröffentlichungen stehen die Sozialgeschichte des Ruhrgebiets und die Migrationsgeschichte in Nordrhein-Westfalen.


Das Begleitprogramm zur Ausstellung wurde zusammengestellt vom Kommunalen Integrationszentrum, dem Kulturbüro und dem Stadtmuseum Hagen.